Hallo M.A.T.,
ich habe mir die
Studie einmal angesehen und sehe hier zwar einen Ansatz, die Haltbarkeit von Li-Ionen-Akkus mit Graphit-Anode durch eine Optimierung des Schnelllade-Protokolls noch weiter zu steigern, für die Prävention sehe ich allerdings weit mehr Potential in der Optimierung der Batterie.
Die Studie hat als Rahmenbedingung, dass die Batterien von 0-100% geladen und entladen werden und das bei konstant hohen Strömen (Schnellladen). Beides verhindern oder erschweren die Hersteller von Batterien/Autos schon heute durch verschiedene Maßnahmen:
Um nicht auf einen SOC von 0 zu sinken wird der Fahrer zum einen frühzeitig gewarnt (Herstellerabhängig schon bei einem SOC von 20 oder 15 %) und zusätzlich bezieht sich das auf die Netto-Kapazität, die geringer ist als die eigentliche Bruttokapazität. Dann steuert das BMS den Ladevorgang entlang einer SOC- und temperaturabhängigen Ladekurve und beendet den Ladevorgang standardmäßig bei 80% (wenn der Fahrer dies vorher nicht "überstimmt"). In der Praxis wird man schon sehr dazu gedrängt, sich in einem SOC-Fenster von 20-80% zu bewegen und zusätzlich nur im Ausnahmefall tatsächlich das "Schnellladen" zu nutzen.
Dass in der Realität also tatsächlich solche Batterien wiederholt auf die in der Studie getestete Weise geladen werden halte ich für praktisch ausgeschlossen. Spätestens ab 80% SOC reduziert das BMS den Ladestrom und das bei den meisten mir (als interessiertem Laie) bekannten Herstellern/Fabrikaten auf deutlich unter 1C), und das Leerfahren müsste man schon hartnäckig erzwingen. Dennoch lässt jedes Schnellladen natürlich die Batterie etwas schneller altern, daher schadet eine Optimierung sicher nicht. Nur sehe ich eben in Bezug auf die Prävention an dieser Stelle keinen wirklichen Optimierungsbedarf.
Daher würde ich aus Präventionssicht eher darauf hinarbeiten, die Batterien inhärent noch sicherer zu machen, was ja ebenfalls gemacht wird. Ob durch andere Materialien in oder bessere Barrieren zwischen den Zellen. Solche Verbesserungen wirken dann ja in jedem Szenario präventiv. Und wenn man sich die Ursachen tatsächlicher Zwischenfälle mit LiBas gerade in Fahrzeugen einmal ansieht, dann wäre mir keiner bekannt der auf die in der Studie beschriebenen Bedingungen zurückzuführen wäre. Hier waren es Material- und Herstellungsfehler oder eine falsche Handhabung wie extreme Tiefenentladung oder eine starke externe Hitzeeinwirkung.
Einschränkend zu meiner Ausführung: Es kann natürlich auch sein, dass die Probleme aus dem in der Studie beschriebene Ladeverhalten erst in der Zukunft auffällig werden, wenn wir deutlich mehr und deutlich ältere E-Autos auf den Straßen haben, die ein deutlich längeres und "stressigeres" Leben gehabt haben, als dasjenige der E-Autos, die heute quasi noch "frisch aus der Fabrik" unterwegs sind.
Gruß
Phil