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Kl. Produktionsserie Lithium-Z. - Einbau u. Versin #29126 03.07.2020 08:59
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Steffi2020 Offline OP
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Hallo,

ich bin relativ neu im Forum und habe eine Frage bezüglich Kleinserien Lithium-Ionen-Zellen und deren EInbau in Ausrüstung und Versand.

Wir bauen einen Controller, in dem ein Akku enthalten ist. Der Akku besteht aus 4 Akkupacks je 4 Lithium-Ionen-Zellen.
Den einzelnen Akkupack besziehen wir von einem Hersteller, der ihn als Kleinserie produziert und wofür es keinen UN 38.3 Test gibt. Alle 100 Stück ändert er irgendwas an der Bauweise, so dass die Bezeichnung "Kleinserie" gewährleistet ist.
Für die einzelen Lithium-Ionen-Zelle gibt es einen UN 38.3 Test.

Wenn wir die Akkus jetzt in unseren Controller einbauen, fallen wir damit dann auch noch unter Kleinserie und benötigen keinen UN38.3 Test?
Oder sind wir verpflichtet, den Controller mit eingebautem Akku nach UN 38.3 zu testen?

Bei meiner Suche im Internet nach Handhabung mit diesem speziellen Fall habe ich nur unter www.vri-gmbh.de folgendes gefungen:
"Ab 01.01.2017 sind Fahrzeuge in denen Lithiumbatterien verbaut sind vom UN38.3 Test befreit, wenn es sich hierbei um Prototypen oder Kleinserien von maximal 100 Stück handelt."

Es geht in erster Linie auch um Straßenversand. Für den Luftverkehr ist unter anderem eine behördliche Genehmigung notwendig.

Ich würde mich freuen, wenn jemand auf diese speziellen Fragestellung eine Antwort hat.

Viele Grüße
Stefanie

Re: Kl. Produktionsserie Lithium-Z. - Einbau u. Versin [Re: Steffi2020] #29128 03.07.2020 13:20
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Skypainter Offline
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Ursprünglich geschrieben von: Steffi2020



Wir bauen einen Controller, in dem ein Akku enthalten ist. Der Akku besteht aus 4 Akkupacks je 4 Lithium-Ionen-Zellen.
Den einzelnen Akkupack besziehen wir von einem Hersteller, der ihn als Kleinserie produziert und wofür es keinen UN 38.3 Test gibt. Alle 100 Stück ändert er irgendwas an der Bauweise, so dass die Bezeichnung "Kleinserie" gewährleistet ist.
Für die einzelen Lithium-Ionen-Zelle gibt es einen UN 38.3 Test.



Wenn ich das lese, geht mir schon wieder der Hut hoch. Was ändert denn der Hersteller alle 100 Stück? Bestimmt nicht die elektischen Eigenschaften des Akkupacks, denn sonst müsstet ihr jedesmal den Controller ändern. Und um die geht es nämlich. Nur wenn die elektrischen Eigenschaften geändert werden, könnte man u.U. von einer neuen Serie reden.

Also mal die Frage anders gestellt. Was macht der Controller? Ändert dieser etwas am Akkumanagement ?

Die Akkupacks an und für sich müssen auch separat betrachtet werden.

Werden die geprüften Zellen nur zu einer Batterie zusammengebaut ohne jegliche Eingriffe ins Batteriemanagement dann bräuchte man keinen weiteren UN 38.3 Test. Aber ein Akkupack ohne eigenes Batteriemanagement ist mir noch nicht untergekommen. Insofern ist die UN 38.3 Prüfung notwendig.

Antwort auf


Wenn wir die Akkus jetzt in unseren Controller einbauen, fallen wir damit dann auch noch unter Kleinserie und benötigen keinen UN38.3 Test?
Oder sind wir verpflichtet, den Controller mit eingebautem Akku nach UN 38.3 zu testen?



Wieviel Stück produziert ihr denn? Weniger als 100 per anno?

Antwort auf


Es geht in erster Linie auch um Straßenversand. Für den Luftverkehr ist unter anderem eine behördliche Genehmigung notwendig.



Dann würde ich mir erstmal die P910 ansehen und überlegen, ob ihr eure Ware auch danach verpackt und versendet. Ich bin mir zu 100% sicher, dass an diesen Punkt nicht gedacht wurde.


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Re: Kl. Produktionsserie Lithium-Z. - Einbau u. Versin [Re: Steffi2020] #29129 03.07.2020 15:01
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Ursprünglich geschrieben von: Steffi2020
Hallo,
....Den einzelnen Akkupack besziehen wir von einem Hersteller, der ihn als Kleinserie produziert und wofür es keinen UN 38.3 Test gibt. Alle 100 Stück ändert er irgendwas an der Bauweise, so dass die Bezeichnung "Kleinserie" gewährleistet ist.


Hallo, diese Formulierung "riecht" förmlich nach dem Versuch, die Prüfvorschriften zu umgehen.
Wie die Vorschriften einzuhalten sind hat Skypainter erklärt; ich weise darum nur auf diese möglicherweise mißbräuchliche Nutzung einer Sonderregelung hin. Sollte sich im Prüffall herausstellen, daß die einzelnen als "Kleinserie" bezeichneten Chargen sicherheitstechnisch keine wesentlichen Unterschiede aufweisen, dürften die Verantwortlichen ein ziemliches Problem haben. Ich sage nur § 328 (3) StGB und Vorsatz.
Gruß
M.A.T.

Nachtrag:
1. Diese Strafvorschrift betrifft übrigens mehrere Verantwortliche, nicht nur den Hersteller einer Komponente.
2. "Suche im Internet". Meine Empfehlung wäre, nach den Antworten in diesem Fachforum nicht weiter im Internet zu suchen (die Vorschriften ändern sich alle 2 Jahre, insofern ist 2017 schon wieder überholt) sondern einen kompetenten Berater von außen anzusprechen. Für Ihr Bundesland hat beispielsweise die IHK Hannover eine Übersicht zugelassener Schulungsträger. Die sind meist gute Anlaufstellen für Fachberatung.

Re: Kl. Produktionsserie Lithium-Z. - Einbau u. Versin [Re: Steffi2020] #29130 03.07.2020 15:03
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Nico Offline
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Hi

ich denke Skypainter hat schon mal alles wichtige gesagt. Ich würde gern noch anmerken, dass man vielleicht darüber nachdenken sollte ob man wirklich Lithiumbatterien verwenden möchte die nicht gemäß UN-Handbuch geprüft wurden?! Diese Prüfungen haben ja einen Sinn! Ich weiß nicht ob ich die Verantwortung übernehmen wollen würde, wenn etwas passiert, weil ungeprüfte Zellen / Batterien verwendet wurde. Dann mit dem Argument zu kommen, aber es war ja nur eine Kleinserie und daher war kein Test vorgeschrieben ist zwar gut und rechtlich vielleicht sogar abgedeckt aber wenn die mal zu brennen anfangen hilft mir das auch nicht viel, dass ich ja quasi auf die Prüfungen pfeiffen durfte um mir die lästigen Tests zu sparen.

Für mich klingt auch die Aussage des Herstellers, er ändere immer ein klein wenig um die Prüfungen zu umgehen, grob Fahrlässig und absolut unseriös!

Mit freundlichen Grüßen

Nicole


Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen wo man nachschauen kann.
Re: Kl. Produktionsserie Lithium-Z. - Einbau u. Versin [Re: Nico] #29131 03.07.2020 15:11
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Hallo, Nico,
so, wie der Fall hier geschildert wird, geschieht die "Änderung" mit vollem Wissen der Konsequenz der Nichtprüfung. Ob man da noch von "fahrlässig" reden kann und nicht von "Vorsatz"? Und bei Vorsatz (auch wenn "nur" Versuch, es muß noch gar nichts passiert sein) ist der Strafrahmen 5 Jahre Bau.
Bei "Luftverkehr" denke ich gleich an die Verbündeten auf der anderen Seite des großen Teichs. Wenn da sowas aufschlägt wird, kann die verantwortliche Firma den Laden dichtmachen. Und dort wird kontrolliert.
Gruß
M.A.T.

Re: Kl. Produktionsserie Lithium-Z. - Einbau u. Versin [Re: M.A.T.] #29132 04.07.2020 11:43
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Steffi2020 Offline OP
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Hallo,
vielen Dank für eure ausführlichen Antworten!

Wir produzieren deutlich weniger als 100 Controller pro Jahr.

Mir kam die Vorgehensweise des Akkupack-Herstellers auch suspekt vor, alle 100 Stück was zu ändern, um den Test zu umgehen.
Wir haben daraufhin unseren Controller umgebaut, so dass die einzelnen geprüften Lithium-Ionen-Zellen zusammen mit dem Controller als "Batterie mit Ausrüstung" verschickt werden können.

Allerdings besteht halt das Problem bei den bisher hergestellten und verkauften Controllern mit den eingebauten Akkupacks.
Es sieht so aus, dass da nur die Umrüstung auf die einzelnen Lithium-Ionen-Batterien übrig bleibt.

Gruß
Steffi

Re: Kl. Produktionsserie Lithium-Z. - Einbau u. Versin [Re: M.A.T.] #29133 04.07.2020 15:22
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Floridacargocat Offline
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In diesem Zusammenhang (Kleinserien unter 100 Einheiten) moechte ich an den Untersuchungsbericht der NTSB erinnern
NTSB Bericht:https://www.ntsb.gov/investigations/AccidentReports/Reports/HZMSR2001.pdf
welcher ein Licht auf die Pruefumstaende dieer Kleinserien und auch auf die Schwaechen wirkt.
o.a. Vorfall war Gottseidank nicht in der Luft, sonden nur im Anschluss im Strassenverkehr, haette aber genausogut in der Luft passieren koennen.
M.E. nach versuht der angefuehrte Hersteller diee Pruefanordnungen "vorsaetzlich (?)" zu umgehen, was ihn irgendwann noch reuen wird, denn betriebswirtshaftlich koennte ihn das teuer zu stehen kommen.
Gruss aus Florida

Re: Kl. Produktionsserie Lithium-Z. - Einbau u. Versin [Re: Skypainter] #29134 06.07.2020 07:31
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Steffi2020 Offline OP
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Werden die geprüften Zellen nur zu einer Batterie zusammengebaut ohne jegliche Eingriffe ins Batteriemanagement dann bräuchte man keinen weiteren UN 38.3 Test. Aber ein Akkupack ohne eigenes Batteriemanagement ist mir noch nicht untergekommen. Insofern ist die UN 38.3 Prüfung notwendig.

[quote]

Guten Morgen,
ich habe mich nochmal erkundigt. der einzelnen Akkupack hat kein eigenes BMS. Die Zellen werden nur in Reihe geschaltet und wir schließen die 4 Akkupacks an ein exterenes BMS an.

Dann ist der UN38.3 Test für den Akkupack nicht nötig?

Gruß
Steffi

Re: Kl. Produktionsserie Lithium-Z. - Einbau u. Versin [Re: Steffi2020] #29136 06.07.2020 08:37
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Skypainter Offline
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Hallo Steffi,

bitte nicht persönlich nehmen, aber hier erkennt man sehr deutlich, dass ohne Sachverstand mit Lithiumzellen gearbeitet wird.
Grundsätzlich hat jede Lithiumzelle ein BMS. Dies fällt bei einer einzelnen Zelle sehr klein aus (Ladespannung, Tiefentladung, Ende). Aber schon bei der Zusammenschaltung von mehreren Zellen muss das entsprechende BMS überarbeitet und angepasst und getestet werden.

UN 38.3.3. (f)
Bei der Prüfung einer Batteriebaueinheit, deren Lithiumgesamtanteil aller Anoden, wenn vollständig geladen, höchstens 500 g oder, im Falle einer Lithium-Ionen-Batterie, deren Watt-Stunden-Rate höchstens 6200 Wh beträgt und die zusammengesetzt ist aus Batterien, die alle anzuwendenden Prüfungen bestanden haben, ist eine zusammengesetzte Batterie in vollständig geladenem Zustand gemäß den Prüfungen T.3, T.4, T.5 und zusätzlich T.7 im Falle einer wiederaufladbaren Batterie, zu prüfen.



Es wäre einfach zu wünschen, wenn man sich vorher mal informiert, bevor man mit Lithiumbatterien hantiert. Mann, Mann, Mann

DER TEST IST FÜR AKKUPACKS VORGESCHRIEBEN


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Re: Kl. Produktionsserie Lithium-Z. - Einbau u. Versin [Re: Steffi2020] #29360 10.08.2020 08:40
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DJSMP Offline
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Hallo Steffi,

die Beschreibung ist einfach nur eine Sauerei. Wenn wir fähige Behörden in Deutschland hätten, würde ich den Akkupackhersteller anzeigen!

Gibt es denn keine Möglichkeit, einen ähnlichen "sauberen" Akkupack von einem vernünftigen Hersteller zu verwenden?

Kommen die Lithiumzellen vom gleichen Lieferant? Dann würde ich das sehr kritisch und genau beleuchten.

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