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Transport von Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid-Mix #15620 13.09.2012 22:18
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Gefahrgut-Man Offline OP
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Hallo, wer kennt geeignete Tankfahrzeuge, die warme (40-60 °C) Schwefelsäure, das zudem mit Wasserstoffperoxid versetzt ist, transportieren kann.

Problem neben der Temperatur ist die Ausgasung (Druckaufbau im Tank), die durch die Zersetzung des Wasserstofperoxids herrührt. Gibt es Tankfahrzeuge, die für solch ein korrosives und ausgasendes Medium zugelassen sind?

Re: Transport von Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid-Mix [Re: Gefahrgut-Man] #15621 14.09.2012 06:56
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King_Louie_21 Offline
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Hallo Gefahrgut-Man,

wie ist denn dieses Gemisch klassifiziert (UN-Nr., VG) und wie hoch ist der Anteil der beiden Stoffe (Schwefelsäure, Wasserstoffperoxid) im Gemisch? Ist das Wasserstoffperoxid stabilisiert?

Erst wenn die Klassifizierung feststeht, kann man sich richtig auf die Suche machen. Nachdem es sich um ein nicht namentlich genanntes Gemisch handelt, wird möglicherweise eine n.a.g.-Nr. zutreffen. Im nächsten Schritt wäre zu prüfen, ob der Stoff überhaupt in Tanks befördert werden darf, z.B.: Für UN 3098 ENTZÜNDEND (OXIDIEREND) WIRKENDER FLÜSSIGER STOFF, ÄTZEND, N.A.G. (Kl. 5.1) ist der Tansport in Tanks grundsätzlich nicht zulässig; für UN 3093 ÄTZENDER FLÜSSIGER STOFF, ENTZÜNDEND (OXIDIEREND) WIRKEND, N.A.G. (Kl. 8) wären rein rechtlich ggf. ADR-Tanks zulässig.

Zu beachten ist ggf. Abs. 2.2.51.2.1 ADR/RID: "Die chemisch instabilen Stoffe der Klasse 5.1 sind zur Beförderung nur zugelassen, wenn die erforderlichen Maßnahmen zur Verhinderung jeglicher gefährlichen Zerfalls- oder Polymerisationsreaktion während der Beförderung getroffen wurden. Zu diesem Zweck muss insbesondere auch dafür gesorgt werden, dass die Gefäße und Tanks keine Stoffe enthalten, die diese Reaktionen begünstigen können."

Ein Hinweis im Beförderungspapier auf die erhöhte Temperatur von 40°-60°C ist nicht erforderlich (Abs. 5.4.1.1.14 ADR/RID), aber dennoch ist es natürlich richtig, den Beförderer/Tankinhaber darüber zu informieren.

Sofern die Klassifizierung den Transport in Tanks zulässt und keine Tankfahrzeuge zu finden sind, könntet Ihr alternativ auch bei einem Chemie-Logistiker anfragen, ob es geeignete Tankcontainer gibt.

Schöne Grüße.

Re: Transport von Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid-Mix [Re: King_Louie_21] #15622 24.09.2012 11:14
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Gefahrgut-Man Offline OP
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Hallo King_Louie_21

erst mal vielen Dank für die promte Antwort!

Die H2SO4-Konzentration beträgt etwa 65-75%, der Wasserstoffperoxidgehalt bei < 2%, Einstufung ist UN 1906 Abfallschwefelsäure.
Das Wasserstoffperoxid ist nicht stabilisiert, im Gegenteil, wir geben Fe-Sulfat dazu, damit die Zersetzung beschleunigt wird. Nur schaffen wir das nicht immer, dass das Gemisch vollständig ausreagiert ist.

Daneben stellt die Temperatur ein Problem dar, da die maximale Befüllungstemperatur der meisten Fahrzeuge 50° beträgt. Ich bin auf der Suche nach Tankfahrzeugen, die eine Schwefelsäure dieser Konzentration und mit Temperaturen > 50° fahren kann.

Das größte Problem ist aber der Druck, der sich aufbeauen könnte, wenn das Gemisch wäührend des Transportes weiter reagiert. Darf man dann das Gefahrgut in einem Fahrzeug mit Sicherheitsventil fahren?

Danke und viele Grüße

Re: Transport von Schwefelsäure/Wasserstoffperoxid-Mix [Re: Gefahrgut-Man] #15623 24.09.2012 21:54
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King_Louie_21 Offline
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Hallo Gefahrgut-Man,

1. Chemisch instabile Gemische von Abfallschwefelsäuren sind gem. Abs. 2.2.8.2.2. ADR nicht zur Beförderung zugelassen. Dieser Passus könnte hier zuzutreffen. Da bin ich mir aber nicht ganz sicher und es wäre interessant, wie andere das sehen. Ggf. müsste das Reaktionsende abgewartet werden, bis die Abfallschwefelsäure zur Beförderung übergeben wird.

2. Sollte die Beförderung als UN 1906 ABFALLSCHWEFELSÄURE trotz der noch stattfindenen Zersetzung des Wasserstoffperoxids möglich sein, müsste der maximale Dampfdruck bestimmt werden. Für UN 1906 sind ortsbewegl. Tanks gem. Tankanweisung T8 in Verbindung mit SV TP2 und TP28 bzw. ADR-Tanks mit der Codierung L4BN zulässig. Wenn Du den maximal möglichen Dampfdruck kennst, dann schau mal in Unterabschnitt 6.7.2.1 (ortsbewegl. Tanks) bzw. in Abs. 6.8.2.1.14 (ADR-Tanks), ob der Berechnungsdruck mit der entsprechenden Sicherheitsreserve eingehalten wird.

Ist der Berechnungsdruck incl. Sicherheitsreserve höher als in der entsprechenen Tankanweisung gefordert, würde ich die Klassifizierung nochmals überdenken, denn dann ist der Druckaufbau aufgrund der Zersetzung des Wasserstoffperoxids auf jeden Fall eine zusätzlich relevante Komponente für dieses Gemisch.

Auf ein Sicherheitsventil würde ich nicht setzen. Ein Sicherheitsventil sollte nicht dafür verwendet werden, einen vorhersehbaren Überdruck abzulassen, weil es dabei ja auch zu Produktaustritt kommen könnte. Der Tank muss schon für den max. berechneten Druck plus Sicherheitsreserve geeignet sein. Alternativ zum Sicherheitsventil verfügen Tanks oft auch über eine Berstscheibe. Das hängt von der Tankzulassung und Bauart ab.

3. Ich vermute, Ihr möchtet wahrscheinlich einen gummierten Tank einsetzen. Die hohe Abfülltemperatur kann eventuell negative Eigenschaften auf die Gummierung haben. Mit den üblichen Tankfahrzeugen kann das schwierig werden. Ich würde es mal bei Chemie-Logistikern versuchen, ob es dort geeignete Tankcontainer gibt. Ggf. kennt auch der Entsorger solche Unternehmen.

Schöne Grüße.


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