ich studiere Lehramt und plane gerade einen Unterricht zum Thema Gefahrgut und benötige dringend eure Hilfe! Ich möchte mit der Klasse einen Frachtbrief für die Gefahrgutbeförderung (ADR) ausfüllen. Hierfür habe ich den Blanko-Frachtbrief aus dem Anhang gefunden. Leider ist mir nicht 100% klar an welcher Stelle ich folgende Informationen eintragen soll: - UN Nummer, - Tunnelbeschränkungscode - Offizielle Benennung des Stoffes ergänzt durch die technische Benennung
Im Frachtbrief steht zwar in Punkt 6 "Kennzeichnung und Nummern" sowie in Punkt 9 "Bezeichnung des Gutes", was gehört jedoch dann in das Kästchen darunter, in welchem "Gefahrgut" steht?
Ich wäre extrem dankbar, wenn sich eine Person findet die mir weiterhilft.
Schönen Tag noch!
Re: Wie fülle ich den Frachtbrief korrekt aus?
[Re: brooknets]
#3380203.11.202214:22
Hallo, Felder 6 bis 9, dabei aber die Reihenfolgen-Vorgabe in 5.4.1.1 ADR unbedingt beachten, das Ankreuzen in Feld GG (oder einfach nur "Ja") und die Nummer des Zettels in Feld Gefahrenzettel; das ist kein Ersatz für die korrekte Reihenfolge (s.o.) sondern zusätzlich! TBC kann darin erfolgen. Die 13 und 18 wären auch Kandidaten. Die Kollegen hier haben wahrscheinlich auch noch Vorschläge. Falls wassergefährdender Stoff, muß außerdem § 410 HGB beachtet werden. Gruß M.A.T.
Nachtrag: den Vorschlag, besser ein separates Dokument mitzugeben, halte ich für sinnvoll.
Zuletzt bearbeitet von M.A.T.; 03.11.202220:55. Bearbeitungsgrund: Nachtrag
Re: Wie fülle ich den Frachtbrief korrekt aus?
[Re: brooknets]
#3380303.11.202214:30
interessantes Thema für einen Unterricht, aber ich rate zur Vorsicht. Das Gefahrgutrecht ist sehr komplex und für Laien nicht mal eben mit dem Internet durchdringbar. D.h. ohne Fachwissen ist der Lerneffekt null bzw. könnten Dinge falsch rüberkommen oder vergessen werden. Die Wikipedia-Artikel zu Gefahrgut sind z. B. größtenteils sehr dünn und schlecht. An dem Thema scheitern auch manche Spediteure bzw. Azubis/ Studenten im Bereich Logistik... Also wage dich nicht in zu tiefe Details, je tiefer es wird, um so eher gehst du unter. Ich kenne nun weder Zielgruppe noch Lernziel, aber bleib, wenn es irgendwie geht, an der Oberfläche, das reicht für Personen, die keine Fachleute werden wollen, allemal.
Der CMR ist ein Dokument aus dem Frachtrecht und für die Gefahrgutangaben so nicht ideal bzw. hat er dafür nicht fest vorgeschriebene Felder. Man kann die GG-Angaben einfach irgendwo reinschreiben, wo Platz ist, aber es müssen die richtigen Angaben in der richtigen Reihenfolge sein. Und da fängt es schon an: allein das zu überblicken erfordert Fachwissen. Die klassische Sequenz der Gefahrgutangaben ist: UN-Nummer, offizielle Benennung, Gefahrzettel, Verpackungsgruppe, Tunnelcode Anzahl + Beschreibung der Versandstücke (das ist nicht banal, denn hier müssen die richtigen Versandstücke und die richtigen Begriffe verwendet werden)
Es können aber Besonderheiten auftreten: manche GG haben keine Verpackungsgruppe, manchmal ist es nicht die Nummer des Gefahrzettels, manchmal muss die offizielle Benennung um den technischen Namen ergänzt werden aber nicht immer. Manchmal kommt das Wort Abfall mit rein, manchmal Lösung/ Gemisch, manchmal der Hinweis "umweltgefährdend", Hinweise zu Genehmigungen, Feuerwerk ... ... ...
Meistens verwenden Firmen als Beförderungspapier für Gefahrgut ein separates Dokument zusätzlich zum CMR - hier gibt es im Netz Vorlagen aber auch die sind nicht selbsterklärend. Aus der Praxis kann ich sagen: in Beförderungspapieren finden sich oft Fehler - bedingt durch schlechte Vorlagen, schlechte Software und/ oder menschliche Fehleingaben (schlechtes Wissen).
So, das Gefahrgutrecht hat nun noch viel mehr auf Lager: Freistellungen, Ausnahmen, Sondervorschriften, Regelungen abhängig vom Verkehrsträger, Schulungsanforderungen, Verpackungsanforderungen, Kennzeichnung/ Markierung von Versandstücken und Fahrzeugen.
Ich sage gern: durch das Gefahrgutrecht geht man nicht auf einem gerade Weg sondern durch ein Labyrinth. Kennt man sich nicht aus, biegt man falsch ab und verirrt sich.
Zuletzt bearbeitet von Claudi; 03.11.202214:33.
Re: Wie fülle ich den Frachtbrief korrekt aus?
[Re: brooknets]
#3380403.11.202214:38
Übrigens: falls Sie nur eine kurze Unterrichtseinheit - Dreiviertelstunde? - planen wäre es vielleicht machbar, zu den Texten hier die Kollegenmeinungen einzuholen. Der Laie macht dabei sehr leicht grundlegendes falsch. Gefahrgut ist nicht logisch. Nur so ein Vorschlag. Gruß M.A.T.
Re: Wie fülle ich den Frachtbrief korrekt aus?
[Re: M.A.T.]
#3380503.11.202216:28
Hallo, ich hatte mal im Forum ein Beispiel für ein Beförderungspapier eingestellt. Es ist zwar für die Beförderung nach Unterabschnitt 1.1.3.6 gedacht, aber es zeigt Dir zumindest, wie ein Beförderungspapier aussehen könnte. Die Spalten mit dem Faktor und Ergebnis kann natürlich weggelassen werden.
Gruss aus Unterfranken
Gerald
Re: Wie fülle ich den Frachtbrief korrekt aus?
[Re: brooknets]
#3380804.11.202210:13
... plane gerade einen Unterricht zum Thema Gefahrgut
Erste Frage: Zielgruppe? (Alter) Zweite Frage: geplantes Lernziel?
Das Thema "Durchführung von Gefahrguttransporten" ist maximal komplex, ich beschränke mich in meinen Unterrichtseinheiten auf die für meinen Bereich geltenden Ausnahmen, aber selbst das ist schon je nach Gefahrgut herausfordernd.
Mein persönlicher Tipp: Gefährliche Stoffe kennt jeder ... aber wie kommen die in den Laden? Also: Kurzer Abriss der möglichen Transportwege vom Hersteller zum Verkäufer und damit auch zum Endverbraucher, Erkennen / Kennzeichnung von Gefahrgut und Kennzeichnung der Transportfahrzeuge, Sicheres Verhalten bei Unfällen (Stichwort GAMS, da kann jemand von der Feuerwehr sicher etwas zu erzählen).
Infos gibt es zum Beispiel auf der Homepage des BMVD und bei der BG Bau.
Viel Erfolg!
Mit besten Grüßen
Udo Burkhard
Re: Wie fülle ich den Frachtbrief korrekt aus?
[Re: UBurkhard]
#3380904.11.202210:40
Aber der Lerneffekt im Sinne von persönlichem Nutzen ist für "Privatpersonen" (Zielgruppe) jetzt nicht so hoch, wenn sie wissen, wie das Zeug in die Läden kommt. Und Gefahrstoffe kennt halt nicht jeder - das fände ich nützlicher und sehr ergiebig, weil man das tatsächlich anwenden kann, auch privat und es der persönlichen Sicherheit dient. Für uns Fachleute sind Gefahrstoffe bekannt, aber Laien, die damit nie was zu tun haben, nehmen sowas teilweise kaum oder gar nicht wahr...
Gefahrstoffe: was bedeuten die Piktogramme auf den Produkten zu Hause/ im Baumarkt/ Supermarkt/ Drogerie? Was steht noch auf dem Etikett an wichtigen Infos (Gefahrstoffetikett)? Wie können solche Stoffe/ Gemische gefährlich werden, wie wirken Gefahrstoffe, wie geht man sicher damit um? Wie bewahrt man sowas zu Hause richtig auf? Man kann da auch ggf. noch Brandschutz einbauen - je nach Zeitrahmen. Was kann zu Hause brennen, wo muss man aufpassen (grad Richtung Weihnachtszeit), Küche, wie löscht man richtig bzw. wann nützt es nix mehr und man muss sich in Sicherheit bringen... vielen ist nicht klar, dass das Ersticken das Hauptproblem ist, nicht die Flammen.
Re: Wie fülle ich den Frachtbrief korrekt aus?
[Re: Claudi]
#3381004.11.202211:56
Deshalb auch die Frage nach der Zielgruppe (z.B. Primarstufe, Sekundarstufe I und II) um die Unterrichtseinheit (fächerübergreifend, MINT) zielgruppengerecht gestalten zu können. In der Sekundarstufe kann 'Lehrkraft' durchaus davon ausgehen, dass die GHS-Kennzeichnung zumindest in Ansätzen (aus dem Chemieunterricht) bekannt ist und kann darauf aufbauen. In der Primarstufe sieht das wieder anders aus, es sei denn, die Kinder haben vorher den Experimente-Führerschein gemacht. Da gibt es so viele Gestaltungsmöglichkeiten, inklusive spannenden Experimenten zu den unterschiedlichen Gefahrstoffen ...
Bis zum Erkennen von Gefahrgutverpackungen und Gefahrgut-Beförderungseinheiten ist es dann nur ein kleiner weiterer Schritt (Orange Tafeln hat sicher schon jeder mal gesehen). Und dann noch einer zum sicheren Verhalten bei Unfällen mit Gefahrgut (je nach Zielgruppe).
Die Thematik ist derart vielfältig, das 'Lehrkraft' durchaus eine ganze (aufeinander aufbauende) Unterrichtsreihe gestalten könnte ... inklusive vorbeugendem Brandschutz bis hin zu "Erste Hilfe".