ich sehe bei den neuen Schriftlichen Weisungen absolut einen Gewinn für die praktische Umsetzbarkeit. Endlich haben diese Diskussionen an den Verladestellen ein Ende, bei denen der Fahrer merkt, dass er irgend einen Mist nicht mit hat, weil er vor Beladung die Schriftlichen Weisungen nie zu Gesicht bekommen hat. Jetzt ist die Ausrüstung für alle gleich. Es gibt keine Ausreden mehr. Wenn man die Feuerlöscher noch mit rein geschrieben hätte, wäre die Liste komplett gewesen. Aber gut, irgend etwas ist ja immer.
Beim Thema Sicherheit sehe ich zumindest keinen Sicherheitsverlust. Ich habe jahrelang mit diversen Datenbanken für SW gearbeitet. Meistens haben mich die Speditionen abends 18.00 Uhr bei der Verladung angerufen und ich habe dann irgend ein UMB, z.B. in kasachisch zurück geschickt, natürlich ungesehen. Wozu auch? Die meisten ADR-Sprachen kann ich nicht. Daher musste ich mich fast immer auf den Softwarelieferanten verlassen.
Der Großteil des SW war sowieso für alle Stoffe gleich. Lediglich an 2 Stellen (Gefahren und Ausrüstungen) änderte sich hin und wieder was. Für mich hat sich hier mit den neuen SW nicht wirklich viel geändert. Die Übersichtlichkeit und Umsetzbarkeit der Maßnahmen durch den Fahrer hat sich für mich verbessert.
Allerdings kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, warum wieder so viele Übersetzungsfehler gemacht wurden! Unsereins würde für soviel Bockmist entlassen! Da bemüht man sich, dass alle Speditionen am 01.01.09 die SW haben. Ich habe auch im Dezember gesehen, dass z.B. bei Klasse 8 Verbrennungsgefahr steht. Dann hat man aber die erste Auflage des ADR 2009 in der Hand. Da steht es genauso (falsch) drin. Und Vorschrift ist ja Vorschrift. Also wird der verkehrte Mist bestellt. Wenigstens bei diesen Teilen das ADR, bei denen klar war, dass die in Schriftform draußen rum geistern, hätte man nicht derart grob fahrlässig vorgehen dürfen und besser checken müssen. Nun haben fast alle die falschen SW (zur Zeit rechtlich OK) und in zwei Jahren rüsten wir dann alle wieder mit neuen SW aus.
Noch ein Wort zu den Rettungskräften: Die SW richten sich schon immer an den Fahrer. Allerdings meinten auch BAG, Polizei, Feuerwehr, ja selbst Sanitäter in der Vergangenheit, dass sie ihre dicken Nasen da rein stecken müssten. Deshalb hatten wir auch diesen aufgeblähten Schwachsinn mit den ganzen Sprachen.
Und warum war das so (und ist es immer noch)? Weil die Kommunen kein Geld haben, um ihre Behörden und Rettungskräfte mit eigenen Materialien ausstatten zu können. Die freiwilligen Feuerwehren haben nichts zum Thema Gefahrgut (außer 2 Stunden Schulung pro Jahr). Dann wundern wir uns wieder, warum die Feuerwehr bei einem Unfall dilitantisch zu Werke geht und die Kameraden Verletzungen davon tragen!
Zum Thema Sanitäter: Hatte zuletzt wieder eine Anfrage vom DRK. Habe mich geweigert, denen die neuen SW zur Verfügung zu stellen. Die sollen ein Büchlein für Rettungskräfte nutzen und um gottes Willen ihre Fingerchen nicht in die auslaufende Brühe stecken!
Also eines ist richtig, die neuen SW sind für den täglichen Umgang praktischer. Auch mag es Gemeinden geben, ich denke da gerade an die kleinen Landfeuerwehren die ein vielleicht ein kleines TSF zur Verfügung haben, die bestimmt nicht optimal im Bereich Gefahrgut aufgestellt sind.
@ DJSMP Sag mir mal bitte wie ein Schaden an Menschen, Tieren und der Umwelt abgehalten / vermindert werden soll wenn
Antwort auf
... Rettungskräften... BAG, Polizei, Feuerwehr, ja selbst Sanitäter ... ihre dicken Nasen da rein stecken müssten.
denn der Eigenschutz der Rettungskräfte geht vor! Aber ohne Informationen ist das schwer.
Ein Sammelband zum Nachschlagen kostet ca. 2100.-¤ - ne Menge Geld für eine Feuerwehr ( und die Stadt / Gemeinde, die das Geld dafür zur Verfügung stellen soll ). Wir haben ein solches - und über unsere Zentrale andere Dienste über die wir uns Informationen beschaffen. Denn ein Aspket ist das man je nach Art des Unfalls nicht schnell genug / gar nicht an die UMB / SW herankommen könnte und wenn dann war es doch in der Vergangenheit nicht unüblich das die Fahrer im Fahrerhaus einen ganzen Ordner an UMB`s hatten, wie Erfahrungen aus Polizei- & BAG-Kontrollen belegen.
Wer nach der in der Signatur angegebenen Wehr googelt wird unsere Gefahrstoffeinheit finden, in der wir mit unserem Gerätewagen Gefahrgut (GWG) das Rückrat in unserer kleinen Stadt bilden, das je nach Einsaztart ergänzt wird und die Ortsansässigen Wehren unterstützt. Unsere Einsätze haben ein Spektrum vom Eisenbahnkesselwagen aus dem Gefahrgut austritt über den "normalen" Stückgutunfall mit und ohne Gefahrgut, Chlorgasalarm in Schwimmbädern ( wer etwas in Physik aufgepasst hat weiß was dort passieren kann), Vorfällen mit z.b Ammoniak in einer Größenordnung von 8000l. bis hin zur Bereitstellung der Dekontamination beim Auffinden unbekannter Behälter / verendete Vögel( siehe 11. September und Vogelgrippe ).
ich gehe mit dir vollkommen konform, dass die Einsatzkräfte vor Ort ohne irgendwas aufgeschmissen sind. Aber die Anweisungen können und dürfen nicht aus den SW kommen. Sonst würden die Dinger nicht Schriftliche Weisungen für den Fahrzeugführer sondern Merkblätter für die Feuerwehr oder sonst wie heißen.
Also entsprechende Nachschlagewerke für die Feuerwehr und andere Einsatzkräfte, zumindest als Kurzüberblick, gibts nicht erst ab 2100 EUR. Für die Feuerwehr gibts z.B. vom Storck-Verlag diverse Bücher zwischen 19 und 40 EUR. Da haste ne Stoffliste mit allen UN-Nummern drin. Zu jeder UN-Nummer gibts ne Merkblattnummer dazu, mit der du dann im Büchlein dir das geeignete Merkblatt raus suchen kannst. Hab vor zwei, drei Jahren da mal rein geschaut. Die Inhalte sind ähnlich wie die in den SW für den Fahrzeugführer. Das ist also kein Problem und die Anschaffung kostet keine Unsummen.
Bei den genannten Werken handelt es sich natürlich um Materialien für den Grobüberblick. Für nen Gefahrgutzug braucht es denke ich schon etwas mehr. Ist aber denke ich gerade für kleine freiwillige Wehren bestens geeignet.
Ich danke DJSMP für den Hinweis auf existierende, günstige Bücher für die Feuerwehr!
Es ist tatsächlich so, dass die Feuerwehren sich überhaupt nicht um die Informationen kümmern sollen, die der Lkw-Fahrer eventuell dabei hat. Auch die Feuerwehrverbände haben seit Jahren den Ansatz des europäischen Chemieverbandes unterstützt, dass Informationen über transportierte gefährliche Chemikalien von der Industrie kommen sollen.
Hierzu hat Cefic die "Emergency Response Intervention Cards" (ERI-Cards) entwickelt. Sie geben der Feuerwehr Hinweise über erste Einsatzmaßnahmen, wenn sie beim Eintreffen am Ereignisort eines Gefahrgutunfalls keine zuverlässigen stoffspezifischen Informationen zur Verfügung haben.
Diese ERICards sollten eigentlich in gedruckter Form allen Feuerwehren in ganz Europa kostenfrei in der jeweiligen Landessprache zur Verfügung gestellt werden. O.k. - das wäre wohl teurer geworden als zunächst gedacht. Deshalb gibt es das System jetzt online - und immer noch kostenlos.
Unter www.ericards.net kann man die Programm-Oberfläche unter 17 Sprachen wählen (neben Deutsch sind auch fernöstliche Sprachen vorhanden, weil das ERICard-System dort auch eingeführt ist).
Ich habe mal die ERICard Nr. 3-11 für UN1294 Toluen als PDF in den Anhang gelegt.
Ihr könnt ja mal schreiben, was ihr davon haltet!
----> Je geringer das Wissen, desto sicherer das Urteil <----
Hallo, wenn die ersten Einsatzkräfte nicht <img src="/ubbthreads/images/graemlins/confused.gif" alt="" /> über die nötigen Informationen verfügen, dann habe ich gelernt, das diese in erster Linie die Unfallställe absichern und Informationen sammeln ohne sich einer Gefahr auszusetzen. Es werden dann Kräfte nachgeführt, der Gefahrstoffzug der Feuerwehr, die sich damit auskennen. Und in die schriftlichen Weisung haben diese Kräfte schon lange nicht mehr geschaut. Das erfolgte über einen Rechner. Und da kann ich nur dem Admin recht geben, wenn ich unter genannter Adresse nachschaue, bekomme ich recht umfangreiche Information über den entsprechenden Gefahrstoff. So umfangreich waren die Information auf dem alten schriftlichen Weisungen ja auch nicht. Und die schriftlichen Weisungen sollen sich ja nur <img src="/ubbthreads/images/graemlins/blush.gif" alt="" /> an die Fahrzeugbesatzung wenden.
die kleinen Feuerwehren haben in der Regel nicht das Fachwissen um über Maßnahmen und Gefährdungsbeurteilungen bei Gefahrgut (insbs. bei Chemikalien) zu mutmaßen. In der Vergangenheit haben die sich dann auf die SW gestürzt und gemeint, da stünde alles drin. In Wirklichkeit sind diese meist sehr allgemein gehalten und gerademal für die Erstmaßnahmen geeignet (halt für den Fahrer!). Die Feuerwehr sollte aber weitergehende Maßnahmen einleiten. Hier sind detallierte Fachinformationen erforderlich. Neben ERI-Cards und Fachbücher stellt das Land NRW (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz) eine spezielle Plattform für die Feuerwehren zur Verfügung (IGS-Fire, siehe www.stoffliste.de).
Dann gibt es da noch die TUIS, die leider gerade von den kleinen Wehren oft nicht angerufen werden, wenn es um Chemieunfälle geht, warum nicht? Gerade hier wäre bei Chemieunfällen ein Anruf sehr angeraten, wenn das chemische Fachwissen fehlt, dass auch trotz Internetplattformen und Fachliteratur erforderlich ist.
Dazu kommt noch, dass die Feuerwehr ja nicht nur bei Unfällen auf der Straße gerufen wird, sondern auch anderweitig. In letzteren Fällen stehen ohnehin keine SW zur Verfügung.